An einem brütend heißen Juli-Tag im Gemeindezentrum Oerlikon in Zürich, sitzen wir – das Theaterkollektiv UTE RUSS plus ein 8 Monate altes Kind mit dem wir in kollektiver Mutterschaft leben während unserer Arbeit – und warten gespannt ob wohl irgendjemand zu unserem ersten, sehr spontanen Erzählcafé kommen wird. Das Thema: Geburt, wie war oder ist das für dich? Wir machen das Erzählcafé auch als Recherche für unser Theaterstück, das wir zum Thema Geburt entwickeln. Uns interessieren die Geschichten der Menschen und nicht nur unser Wissen oder unsere Phantasie.
Wir werden nicht enttäuscht! Es kommen drei Frauen plus Säuglinge, alle aus einem Babymassagekurs und kurz vor Beginn ein Mann in Anzug, alleine. Wir freuen uns sehr auf die Runde und sind gespannt und aufgeregt was passiert. Nachdem wir uns alle gegenseitig vorgestellt haben beginnt ein schönes Gespräch, ein schöner Austausch über die eigenen Geburtsgeschichten. Es geht um Geburt als etwas kulturelles. Um den Austausch von Geburtsgeschichten zwischen den Generationen. Dass es keine Orte gibt um über Geburt zu sprechen und der große Wunsch nach diesen Orten.
Es geht um die Außenperspektive bei einer Geburt und um die Innenperspektive und dass es über dieses Innen und Außen keinen Austausch gibt, jeder bleibt für sich. Es geht darum schwanger zu sein und so tun zu müssen als wäre man nicht schwanger. Wie man bei einer Geburt dabei ist und doch nicht dabei. Wie das Kind geboren wird und man sich fragt: wem gehört dieses Kind. Über Extremsituationen während und nach der Geburt und kein Austausch darüber. Und dadurch dann manchmal eine Wut, die zurückbleibt. Dass sich die Frau um das Kind kümmert, aber wer kümmert sich um die Frau, wenn die Partner*innen arbeiten? Es war ein sehr schönes, intimes und wohlwollendes Erzählcafé und wir begriffen die Kraft die so ein Erzählcafé entfalten kann. Wir sind sehr dankbar für diese Erfahrung!