Die Erzählcafé-Aktion

zuhören | sich austauschen | voneinander lernen

Erzählcafe in Gunzenhausen am 8. März 2023

Beim kleinen Gesprächskreis in der Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen konnte jede der Frauen etwas beisteuern. Da ging es um die Geburten der eigenen Kinder, aber auch um Berichte über Geburten in früheren Zeiten, wie sie in den Familien weitergegeben werden.

Ruth Sichermann, eine der Gründerinnen des Geburtshauses in Ansbach, berichtete aus ihrer Ausbildungszeit:
"Eines der Schlagworte war in den 1970er Jahren die „programmierte Geburt“. Sobald der Muttermund einen Zentimeter geöffnet war, wurde die Fruchtblase gesprengt um Elektroden am Kopf des Kindes zu befestigen und die Wehentätigkeit zuüberwachen."

"Vom Stillen wurde damals eher abgeraten und stillende Mütter hatten eher mit Vorwürfen zu kämpfen: Das Kind wird doch nicht richtig satt!"

"Trotz dieser Technik-Welle gab es damals noch viele Hausgeburten und weitaus weniger Kaiserschnitte. Diese bargen zu dieser Zeit auch noch mehr Gefahren für die Gebärende. Heutzutage wird weitaus behutsamer interveniert, doch die Zahl der Kaiserschnitte oder geplanten Geburten ist auffällig hoch."

Fakten: Hausgeburten und Geburtshausgeburten werden durch immens hohe Beiträge für eine berufliche Haftpflichtversicherung der Hebammen erschwert. In Österreich und den Niederlanden werde dies anders gehandhabt und die Hebammen zahlen pro Jahr nur 350 Euro für ihre Haftpflichtversicherung. In den Niederlanden gibt es beispielsweise einen staatlichen Fond, der die Risiken der Geburtshilfe absichert.

Was allen Müttern im Gesprächskreis missfällt, sind die weiten Fahrten zu den Geburtskliniken und es gibt immer noch Nachholbedarf in Bezug auf die Selbstbestimmtheit der Frauen bei der Geburt. Eine Trennung von Mutter und Kind ohne medizinischen Grund gibt es nach Spontangeburten nicht mehr, doch immer noch kommt dies in Kliniken bei Kaiserschnittgeburten vor.