Die Erzählcafé-Aktion

zuhören | sich austauschen | voneinander lernen

Die Erzählcafé-Aktion am 8. Oktober 2015 in Rendsburg

Erzählcafé Rendsburg, 08.10.2015

Bericht vom Erzählcafé ‚Der Start ins Leben‘ in Rendsburg:


50er Jahre

Eine Frau aus den 50ern berichtete, dass sie in der ersten Schwangerschaft keinen Arzt gesehen hat. Betreut wurde sie von einer Hebamme, die regelmäßig die Herztöne des Babys  abhörte. Sie bekam ihr Kind ohne Angst. Hier im Erzählcafé hält sie ihre Zwillingsurenkel auf dem Arm. Ihre Enkeltochter brachte die beiden  in der 23.SSW zur Welt. Dank moderner medizinischer Technik und einer großen Portion ‚Glauben-an-das-Leben‘, haben sich die beiden gesund entwickelt.
Gearbeitet bis zur Geburt; anschließend 10 Tage gelegen! Alle 4 Stunden gab es Buttermilch. 1 x im Monat eine Wiegestunde im Gesundheitsamt.

60er Jahre

Eine andere Frau berichtet aus den 60ern, wie groß ihre Angst vor Contergan gewesen ist. Trotz der großen Übelkeit hat sie es vermieden Medikamente zu nehmen. Sie hat sich einfach nur auf ihr Kind gefreut.Eine andere Frau aus den 60er Jahren berichtet, dass im Kreißsaal acht Frauen nebeneinander lagen, nur durch eine spanische Wand voneinander getrennt. Alles war sehr steril. Keine Geburtsvorbereitung, Untersuchung mit Hörrohr und Stoffwindeln mit Einlagen. Das Kind bekam alle 4 Stunden die Flasche, bis 22.00Uhr!
1969 gab es Stillgeld.

70er Jahre

In den 70er Jahren durfte schon der Ehemann mit ins Zimmer und die Betreuung und Versorgung wurde etwas liebevoller.

80er Jahre

Dagegen beschreibt eine Mutter aus den 80er Jahren den Unterschied zwischen einer freiberuflichen Hebamme in der ersten Schwangerschaft/Geburt  und einer Klinkhebamme in der zweiten. Das erste Erlebnis hat sie als sehr gut empfunden. Es war geprägt von Zuwendung, Verständnis, Unterstützung und Zeit. Die zweite Geburt war geprägt von Hektik, wenig Zuwendung und Verständnis, es gab ein Gefühl von „sich-verlassen-fühlen“ und „allein-sein“. Sie hat diese Geburt als sehr schlimm erlebt.
 

90er Jahre

Eine Mutter berichtete, dass sie in den 90ern schwanger war und laut Vorsorgediagnose einen Sohn mit Downsyndrom bekommen sollte. Ihr wurde zur Abtreibung geraten. Sie und ihre Familie waren sich aber einig, dass Sie das Kind behalten wollen. Monate später bekam sie eine Tochter, die völlig gesund war und kein Downsyndrom hatte. In dieser Zeit hat sie erlebt, dass die menschliche Zuwendung für sie wertvoller als die ganze medizinische Technik war. „Es war ein Zeichen von Technik ist nicht unfehlbar!“ sagte sie.

Ab dem Jahr 2000

In diesem Jahrzehnt erfuhren die Frauen während des Krankenhausaufenthaltes die gesamte medizinisch verfügbare Technik, gekoppelt mit einer neuen Geburtskultur. Es gab z.B. Rooming-in und Familienzimmer, Väter waren selbstverständlich dabei. „Aber auch Haus- und Beleggeburten gehören im Vergleich zu früher zu der neuen Freiheit.“
Heute: Die Frauen berichten von großer Mühe eine selbstbestimmte Geburt zu erleben. Sie suchen verzweifelt eine Hausgeburtshebamme. Sie fühlen sich massiv von der Politik und den Krankenkassen und Versicherungen manipuliert. Angst und Sorge sind in allen Gesprächen fühlbar: Haben unsere Kinder noch eine Chance mit Hebammenhilfe zu entbinden?

Tischdecken-Zitate zu Hebammen