Die Erzählcafé-Aktion

zuhören | sich austauschen | voneinander lernen

Geburt als Ressource für später

Schmerzen sind in einem Spital ein grosses Thema. Sobald unser Körper weh tut, ist nichts mehr wie vorher. Schmerzen verändern unser Sein, unsere Haltung. Sie fordern uns unglaublich heraus. Wie damit umgehen? Wie einem Schmerz begegnen? Darin enthalten ist die Erfahrung, dass der Körper einen plagt und die Abhängigkeit von anderen, damit diese Schmerzen weniger werden. Aber es gibt auch eine Ebene im Schmerz, die dann doch sehr persönlich und auch spirituell ist. Geburtsschmerzen können dafür eine wichtige Lehrmeister*in sein und das kann so aussehen:

Schmerz ist etwas, das uns auf vielen Ebenen herausfordert, physisch, mental und auch seelisch.  Ich besuchte eine ältere Patientin, die hier im Spital war. Als ich ins Zimmer gekommen war, sah ich an der Wand ihr gegenüber die Namen ihrer Kinder. Sie seien Ressourcen für Sie, zum Durchhalten erklärte sie. Im Verlauf des Gespräches fragte ich sie, wie denn die Geburten verlaufen waren. Sie berichtete mir davon und Stolz schwang mit. Sie hatte es damals vor vielen Jahren geschafft, die Kinder "unter Schmerzen zu gebären". Etwas scheinbar Banales, denn das machen ja alle Mütter, aber in Wirklichkeit etwas Besonderes. Ihr Fazit formulierte sie so: "Ja, stimmt. Ich kann an diese Geburtsschmerzen denken, damit ich das jetzt hier aushalte. Auch damals gingen sie vorbei."

Es liegt mir fern, Schmerzen irgendwie schön reden zu wollen, aber sie gehören zum Leben dazu. Und manchmal hilft es Frauen, wenn sie auf ihre Erfahrungen bei der Geburt zurückgreifen können. Sich zu erinnern, dass ich selbst schon durch große Schmerzen gegangen bin und es geschafft habe, kann später im Leben für schwierige Momente eine Ressource sein.